Vor 20 Jahren fasste Norbert Furhman einen Entschluss, der die Zeitarbeit komplett veränderte und später für einen massiven Aufschwung in der Personaldienstleistung sorgte: Er führte den ersten Tarifvertrag der Branche ein und sorgte mit diesem Schritt für die nachhaltigste Veränderung der Zeitarbeit. Anläßlich dieses Jubiläums führte Rheinland Relations ein Interview mit ihm.
RR:Vor genau 20 Jahren fassten Sie den Entschluss, in der Zeitarbeit Tarifverträge einzuführen. Was war Ihre Intention?
Fuhrmann: Die Zeitarbeit war zum damaligen Zeitpunkt stark gesetzlich reglementiert – also fremdbestimmt – und von den Gewerkschaften bekämpft. Meine Idee war, diese Fremdbestimmung aufzubrechen und die Sozialpartner zu überzeugen, gemeinsam die Branche Zeitarbeit zu gestalten.
RR: Und dann haben sie sich ausgerechnet die IG Metall als möglichen Tarifpartner ausgesucht, die zur damaligen Zeit die Zeitarbeit verbieten wollte?
Fuhrmann: Das war die besondere Herausforderung. In 1998 haben die ersten Gespräche und Verhandlungen begonnen, die dann Anfang 1999 zum ersten Tarifvertrag der Branche führten.
RR: Wie ist dies von der Branche aufgenommen worden?
Fuhrmann: Viele Branchenvertreter standen Tarifverträgen grundsätzlich ablehnend gegenüber. Nach der AÜG-Änderung 2002 musste sich die Branche mit dem Tarifthema beschäftigten, da ohne Zeitarbeitstarife Equal Treatment zu gewähren war.
RR: Was war der entscheidende Schritt hin zu den Verbandstarifen?
Fuhrmann: Nach der Einführung des ersten Tarifvertrags konnte ich dem Gesetzgeber beweisen, dass Regelungen mit den Gewerkschaften möglich sind und daher die gesetzlichen Reglementierungen zurückgeschraubt werden konnten. Mit dem von mir 2001 initiierten Weimarer Programm des iGZ wurde diese Idee – „Entschlackung des AÜGs bei gleichzeitiger Einführung von Tarifverträgen“ – festgeschrieben. In der AÜG-Novelle 2002 wurde das Weimarer Programm vom Gesetzgeber umgesetzt und das Gesetz entschlackt. Weiterlesen